Dienstag, 22. Juni 2004

Literatur in Betrieb

Gerade las ich bei HWeblog "Die 28. Plage der deutschsprachigen Literatur ..." zum Thema antibachmannpreis ...

Das Problem:
Für junge (oder ältere) schreib- und formuliertechnisch begabte
Talente ist der Zugang zu diesem Wettbewerb so gut wie aussichtslos. Nicht nur, dass eine Jury über die Texte abstimmt (eh klar und logisch) sondern nur Verlage können Texte von Jungliteraten einsenden und in Zukunft soll nochmal eine Hürde hinzukommen. Denn diese Literaten soll auch noch von einer Literaturzeitschrift gutgeheißen werden oder sogar schon einmal einen "namhaften" Literaturpreis gewonnen haben.

Da fallen mir gleich einige grundsätzliche Gedanken zum Thema "Etablierter Literaturbetrieb" und Unzufriedenheit mit selbigem ein:

Möglicherweise schottet sich der etablierte Literaturbetrieb so stark vor neuen, experimentellen und (Achtung, böses Wort:) avantgardistischen Ansätzen in der Literatur ab, weil die entsprechenden Vertreter Angst davor haben, die "Innovativen" könnten es tatsächlich besser. Romane, Erzählungen, ..., - das sind ja alles literarische Formen der vergangenen Jahrhunderte (, ja -tausende,). Wer sowas in Frage stellt, der entzieht dem etablierten Betrieb den Diskursrahmen, die Produktionsbedingungen, die Profitaussichten. Da werden die "Innovativen" dann lieber in die "interessiert-keinen" oder "hatten-wir-schon"-Schublade gesteckt, damit man sich bloß nicht tiefergehend damit auseinandersetzen muss.

Okay, diese Argumente - oder "Gegenkampagnen" wie die von whitetrash.info - klingen stark (sind sie's gar?) nach dem "Neid der Besitzlosen", welche auch nur ein "Stück vom Kuchen abhaben wollen". Weil die Perspektive viel zu stark auf den Literaturbetrieb beschränkt bleibt. Dass es auch anders geht, zeigen Erfahrungen mit der so genannten "bildenden Kunst". Hier stoßen "innovative" Literaten viel häufiger auf wirklich offenes Interesse - und Akzeptanz. Diese Offenheit lassen viele Vertreter des etablierten Literaturbetriebs deutlich vermissen.

Also warum jammern, warum sich abstempeln lassen von den "Etablierten"? Lieber selbst abstempeln, die "Etablierten" weiter im eigenen Saft schmoren lassen und die Sparte wechseln: Unter dem Dächlein der "bildenden Kunst" haben sich schon so einige Vertreter "anderer" Künste häuslich eingerichtet (Film/Video/Foto beispielsweise oder Theater/Performance), warum sollte da nicht noch Platz für (innovative) Literatur sein?

Man könnte glatt pathetisch werden und eine "Aktion Spartenwechsel" ins Leben rufen. So ein Spartenwechsel wäre ja letztlich nur ein symbolischer Akt. Doch wirklich innovative Literatur mit Kunstanspruch hätte die Chance, auf Akzeptanz und auf offenes Interesse zu stoßen, anstatt sich immer weiter wie hypnotisiert am "etablierten Literaturbetrieb" abzuarbeiten. Einen Versuch wäre es wert (- und ein wenig mehr Offenheit in andere Richtungen hat noch keinem geschadet, mag man hinzufloskeln).

Morgens

Um halb sechs. An der Alster.
Sonnenaufgang

Und: "On the road" (beinahe)
Straße

Perlen im Schrott

Äußerungen zu allerlei Erscheinungsformen unserer Kultur

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