Künstlerleben: Beispielhaft für gesellschaftlichen Wandel?
WIR SIND WOANDERS - Zusammenfassung, Kongress-Tag Zwei: „Ehrenamt, Prekarität und Kulturarbeit“
Kulturwirtschaft oder Kulturgesellschaft? Die aktuelle gesellschaftliche Situation macht eine Neuorganisation von Arbeit und Leben erforderlich - Künstler dienen als Vorbild dafür. Auf und vor dem Podium geht es kontroverser zu als am Tag zuvor. Die Referentinnen und Referenten zeigen verschiedene Modelle auf, wie die Gesellschaft aus der Sackgasse entkommen kann, in der sie momentan steckt. Kern der Betrachtungen und Vorbild für mögliche Auswege ist die Arbeits- und Lebensweise der Künstler – oder im weiteren Sinne: der Beschäftigten im kulturellen Sektor. Doch die Folgerungen und Handlungsmodelle der Vortragenden unterscheiden sich deutlich.
Arne Niederbacher und Matthias Euteneuer argumentieren aus einer Perspektive der Arbeits- und Industrie-Soziologie. Ihr Ansatz ist ökonomisch ausgeprägt, sie plädieren für eine neue Kulturwirtschaft. Als Handlungsmodell schlagen sie einen Kulturunternehmer vor, der zunächst („wertrational“) Ideen oder Projekte entwickelt, um später („zweckrational“) auch ökonomisch von ihnen zu profitieren.
Das Bedingungslose Grundeinkommen ist der Lösungsvorschlag von Enno Schmidt. Jeder Mensch hätte Anspruch auf dieses Einkommen, welches ihm eine Grundsicherung ermöglicht. Dies verspräche die Befreiung aus der Abhängigkeit von Sozialleistungen und Erwerbstätigkeit und würde neue – kreative – Potenziale freisetzen.
Adrienne Goehler spricht für eine neue Kulturgesellschaft, deren Vorbilder die Künstler und Wissenschaftler sind. Diese haben, wie sie sagt, den Erfahrungsvorsprung, Arbeit aus sich selbst hervorzubringen. Nachdem „Kreativität“ auch in Politik und Wirtschaft als neue Ressource betrachtet wird, können die Kreativen das Rollenmodell nicht mehr für „Arbeit“ sondern für „Lebenstätigkeit“ bieten.
Christina Kaindl begibt sich auf die Suche nach der Spur des Neoliberalismus in den neuen, selbstbestimmten Arbeitsmodellen. Künstlerisches Handeln und Denken, Leben und Arbeiten als Modell einer immer noch auf Ausbeutung beruhenden Gesellschaftsordnung. Zunehmend werden Verantwortung und Zwänge an den Einzelnen abgegeben, in die Einzelperson verlagert. Ergebnis ist Selbstausbeutung. Auch noch die Emotionen werden instrumentalisiert um sich in eine allzeit positive und allen Widrigkeiten gegenüber aufgeschlossene Haltung zu versetzen.
In der abschließenden Podiumsdiskussion bemühen sich die Referentinnen und Referenten vor allem um Abgrenzung ihrer Positionen voneinander. Das Publikum ist interessiert an Konkretisierung der referierten Vorschläge – für Handlungsperspektiven im Leben als Künstler in Hamburg in der kommenden Zeit. Teilweise kontrovers wurden auch im Publikum unterschiedliche Haltungen deutlich. Einigkeit herrschte hingegen – sowohl auf dem Podium als auch im Publikum – darüber, dass gemeinsames Engagement für die eigene Sache angebracht ist – sei es Stiftungsgründung, sei es allgemeinpolitischer Einsatz für Verbesserung der eigenen Lebensbedingungen als Künstler. Bei aller Verschiedenheit der beteiligten Hamburger Initiativen, Kunsträume usw.: Die aktuelle Diskussion und die – vielleicht nur temporäre – Gemeinschaft im „Woanders“ bietet die Chance auf Veränderung.
Kulturwirtschaft oder Kulturgesellschaft? Die aktuelle gesellschaftliche Situation macht eine Neuorganisation von Arbeit und Leben erforderlich - Künstler dienen als Vorbild dafür. Auf und vor dem Podium geht es kontroverser zu als am Tag zuvor. Die Referentinnen und Referenten zeigen verschiedene Modelle auf, wie die Gesellschaft aus der Sackgasse entkommen kann, in der sie momentan steckt. Kern der Betrachtungen und Vorbild für mögliche Auswege ist die Arbeits- und Lebensweise der Künstler – oder im weiteren Sinne: der Beschäftigten im kulturellen Sektor. Doch die Folgerungen und Handlungsmodelle der Vortragenden unterscheiden sich deutlich.
Arne Niederbacher und Matthias Euteneuer argumentieren aus einer Perspektive der Arbeits- und Industrie-Soziologie. Ihr Ansatz ist ökonomisch ausgeprägt, sie plädieren für eine neue Kulturwirtschaft. Als Handlungsmodell schlagen sie einen Kulturunternehmer vor, der zunächst („wertrational“) Ideen oder Projekte entwickelt, um später („zweckrational“) auch ökonomisch von ihnen zu profitieren.
Das Bedingungslose Grundeinkommen ist der Lösungsvorschlag von Enno Schmidt. Jeder Mensch hätte Anspruch auf dieses Einkommen, welches ihm eine Grundsicherung ermöglicht. Dies verspräche die Befreiung aus der Abhängigkeit von Sozialleistungen und Erwerbstätigkeit und würde neue – kreative – Potenziale freisetzen.
Adrienne Goehler spricht für eine neue Kulturgesellschaft, deren Vorbilder die Künstler und Wissenschaftler sind. Diese haben, wie sie sagt, den Erfahrungsvorsprung, Arbeit aus sich selbst hervorzubringen. Nachdem „Kreativität“ auch in Politik und Wirtschaft als neue Ressource betrachtet wird, können die Kreativen das Rollenmodell nicht mehr für „Arbeit“ sondern für „Lebenstätigkeit“ bieten.
Christina Kaindl begibt sich auf die Suche nach der Spur des Neoliberalismus in den neuen, selbstbestimmten Arbeitsmodellen. Künstlerisches Handeln und Denken, Leben und Arbeiten als Modell einer immer noch auf Ausbeutung beruhenden Gesellschaftsordnung. Zunehmend werden Verantwortung und Zwänge an den Einzelnen abgegeben, in die Einzelperson verlagert. Ergebnis ist Selbstausbeutung. Auch noch die Emotionen werden instrumentalisiert um sich in eine allzeit positive und allen Widrigkeiten gegenüber aufgeschlossene Haltung zu versetzen.
In der abschließenden Podiumsdiskussion bemühen sich die Referentinnen und Referenten vor allem um Abgrenzung ihrer Positionen voneinander. Das Publikum ist interessiert an Konkretisierung der referierten Vorschläge – für Handlungsperspektiven im Leben als Künstler in Hamburg in der kommenden Zeit. Teilweise kontrovers wurden auch im Publikum unterschiedliche Haltungen deutlich. Einigkeit herrschte hingegen – sowohl auf dem Podium als auch im Publikum – darüber, dass gemeinsames Engagement für die eigene Sache angebracht ist – sei es Stiftungsgründung, sei es allgemeinpolitischer Einsatz für Verbesserung der eigenen Lebensbedingungen als Künstler. Bei aller Verschiedenheit der beteiligten Hamburger Initiativen, Kunsträume usw.: Die aktuelle Diskussion und die – vielleicht nur temporäre – Gemeinschaft im „Woanders“ bietet die Chance auf Veränderung.
perlen_im_schrott - 15. Nov, 15:05
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