Mittwoch, 11. Juli 2007

Projektionen und Illusionen: Kino

Die Vorstellung des Vorführers wird dauern. Nach der Filmvorführung meist entsteht den Protagonisten das Lichtbild. Kino gilt jedoch als erst rudimentär in Abläufen nach Plan. Der Streifen des Films ist organisch. Erst im Saal von Licht und Zeit die Illusion Lumière erschafft. Entwickelt sich. Haben wir Film im wissenschaftlichen Rahmen, so gilt der Satz: „Im Prozess Jahre vorführen, mit operativen Zeitpunkten hantieren, kein Zurück.“ Den Benjamin berührte das! Eine reproduktive Nutzung. Der Schatten wurde größer. Dann entstand in uns vor unserem jungen Verstand er, der Nosferatu. Im Stummfilm bewegte das Publikum ein Impuls. Guckkasten voyeuristischer Maschinen. Der Kameramann – Preis technischer Nutzung als andere Natur – gab sich unabhängig, doch in Wirklichkeit existiert er nicht als gestellter Operateur, die Legende war populär. Ein Lichtstrahl auf Irrwegen. Papier und Celluloid. Dieses Verfahren kam an. Mehrere Stummfilmpianisten zur Session des Emotionellen im Simultaneinsatz an der Perforation – was eine Änderung ist des Lichtkegels kreisrunden Ursprungs würdig?

Im Projektor steckt die ältere Illusion und wartet heute noch. Ungebräuchliche Abziehbilder illudieren. Wir veralbern Realitäten, täuschen uns mit Strahlung. Jemandem Ablichtungen im Schnelldurchlauf eine Show mit optomechanischen technischen Apparaturen zeigen, ist Beispiel für Amüsement. Ein Unterhaltungsprogramm. Bild für eine Kreisbewegung: Grafik als inkonsistent rückübersetzte berühmte Höhlengleichnismalerei. Illusionisten feixen, sind Täter und Opfer im Zeit-Bild-Kontinuum. Alltag ist. Man liest von selbst einer gekauften Illusion ab, als sei einem klar, schönen Illustrierten sich auszusetzen ist prekär. Illusion als Synonym ist zu eindimensional.

Eine ausgeprägte Projektion hat ein komplexes zweidimensionales Wirkprinzip. Licht als das Transportmittel – durch Vorstellungsräume, einen Bedeutungsgehalt oder nur eine mittelmäßige lichtdurchlässige Overheadfolie – wird metaphorisiert. Es gibt eine interessante neutrale Position, ein gewissermaßen optisches Naturell (Abbild auch) in Texten. Einer schreibt meist unterschiedlichen Adressaten das Potential als Ursprungsbild zu. Sie verstehen folgende Äußerungen, deren inhaltliche Maske bereits positiv strahlt sowie alle Zuhilfenahme torpediert, durch intuitive Übertragung. Ein wenig statisches, vielmehr stilles Einvernehmen. Oder anders: Ein gelegentlich dynamisches Verstehen, bewegtes Erkennen. Hierbei sind Fokussierung als eine Ursache theoretisch möglicher Multiplikation und Darstellung als verzeichnet abstrahierte Fläche Faktoren, genau, für die Erkenntnis. Projektionsfläche oder nicht Abstraktion – annähernd beides eben ist Fläche. Ausdehnung sollte sein.

Dem Medium Film als viel beachteter Darsteller von „Publikum“ entspricht der Begriff „Apparatur“ als Sinnbild einer frühen, der ersten Umänderung von Roman zu Tonfilm. Ist an Transparenz dieser Filme nichts auffällig? Grundsätzliches zu Körper und Augenblick im Schatten: Vor uns, dem als Publikum unzureichend erfassten Kollektiv, ja Kollektiv, gibt es kaum Beobachter, die erkannt haben, dass sie Wirkungen auslösen, indem sie so Theorien, elementare Maschinerie des Diskurses, bewältigen müssen. Zwingt uns die Zeitachse unter ihre Stunden, so verteilen wir im Gegenzug eines hypertemporären Augenblicks Aufmerksamkeiten und Transformationen in der Apparatur. Sand als Haus für das Gedankenbild des Wechselspiels im Spiegel. Nun wollen aber Theorien das Verstehen ablösbar machen und verfestigen. Wohin wir es bringen, das Verständnis davon ist kaum Augenblick, eher Instanz im Publikum. Der Übertragungsweg, den das Einschrumpfen der Aura zurücklegt, mit Akribie konserviert wird er transmedial sogar eine Situation herstellen.

Dass Kino das Individuum isoliert, ist nicht trivial. Bloß als geistigen Verkehrsfluss, nicht mobilisierende Sprache, verstehen Menschen Kommunikation. Zueinander gewandt sprechen sie nicht, sondern bloß ihre Kinohelden. Es hält niemand die Spiegelungen auseinander. Es machte keiner dem Publikum möglich, zurückzutreten. Mit Verlaub, dem Spiegelbild Kollegen hinzuzugesellen und dann mit ihnen zu schimpfen, gestatten Sie, ist schmutzig. Der allgegenwärtige Steuerzahler lächelt nun. Er, der Statthalter zunehmender Entfremdung. Zur Unterscheidung der Projektion als Subjekt der Illusion von affektiven Funktionen einer identischen Abstraktion sehen wir uns wie immer stellvertretend das zerfallene Wasserglas als Überrest der Transparenzen der Elemente an. Prosa für Gedanken.

Den Leinwandstars nicht unähnlich, handelt Kino zwischen Projektion und Illusion. Berechnung oder Filmsache?

Jörn Müller
(und Wikipedia - "Kino"; "Projektion"; "Illusion" - und Walter Benjamin - "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" - und Max Horkheimer/Theodor W. Adorno - "Dialektik der Aufklärung", Fragmente: "Isolierung durch Verkehr", "Massengesellschaft" - und Dziga Vertov - "Wir. Variante eines Manifests")
6.7.2007, Einstellungsraum

Perlen im Schrott

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